Zeichnung "Zukunftswerkstatt"

Reicht Forschungsexzellenz noch aus?

Erweiterte Exzellenz Teil 1:
Viele Akteure zerren am Staatssäckel. Was können Forschungseinrichtungen tun, um konkurrenzfähig zu bleiben?

Welches Forschungszentrum beansprucht nicht für sich, exzellente Forschung zu betreiben? Ist Exzellenz nicht die Voraussetzung für staatliche Förderung?
Wenn das zutrifft, was unterscheidet ein Forschungszentrum vom anderen? 

Inflation. Steigende Rüstungsausgaben. Die Herausforderungen des Klimawandels. Das sind Themen, die Forschungsbudgets beeinflussen. Schon heute. 

Und um die Frage des Titels gleich hier zu beantworten: Nein, Forschungs-Exzellenz reicht heute nicht mehr aus, um im Wettbewerb zu bestehen.

Was ist zu tun?

Mein erweitertes Exzellenz-Konzept ist der Ansatzpunkt.

Teil 1: Exzellenz in der Interaktion mit der Öffentlichkeit

  • Ich bin sicher, Ihre Forschung zeigt gesellschaftliche Wirkung. Aber: wissen Ihre Geldgeber davon? Oder Ihre Mitarbeitenden? Wie beschreiben Sie Ihr Institut in 2-3 knackigen Sätzen? 
  • Denn, wie es David Mair vom Joint Research Centre der EU kürzlich sinngemäß beschrieb: zur Durchdringung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist die Unterstützung dreier Akteure unabdingbar: Bürger:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Politiker:innen. Ohne Zuspruch der Öffentlichkeit sinken die Förderquoten. Fördergeber sind Teil der Öffentlichkeit.
  • Ich vermute, dass Forschungsergebnisse aus Ihrem Haus darauf warten umgesetzt, diskutiert und gefördert zu werden. Möglicherweise schlummern Lösungen für unsere gesellschaftlichen Herausforderungen in den intelligenten Köpfen Ihre Mitarbeitenden. Lösungen, die das Potenzial haben die Reputation Ihrer Forschungseinrichtung zu stärken und Top-Talente anzuziehen.

Zur Inspiration, möchte ich mit einem Beispiel illustrieren, wo die Reise hingehen kann:

Ort: Headquarters des European Molecular Biology Laboratory (EMBL). In Vorbereitung auf das nächste Wissenschafts-Programm 2022-2025 wagt Generaldirektorin Edith Heard den Perspektiv-Wechsel. Sie stellt die globalen Herausforderungen ins Zentrum der Planung: “The world’s most challenging problems require ‘all hands on deck’. Today, molecular biologists have unprecedented tools and talent […] to rise up to human and planetary health challenges.”

Dieser Ansatz führte nicht zu einer kurzfristigen Neu-Orientierung etablierter Forschungsthemen. Die Britin überzeugte in den Budgetverhandlungen mit 29 Mitgliedsstaaten – und das obwohl sie einen kräftigen Aufwuchs forderte. Langfristig wird sich, meiner Einschätzung nach, der Perspektiv-Wechsel auf die Auswahl neuer Forschungsthemen bemerkbar machen und die Sichtbarkeit des EMBL weiter erhöhen.