Soziologen, Politik- und Kommunikations-Wissenschaftler:innen und viele andere mehr tragen zur Wissenschaft der Wissenschaftskommunikation bei.
Doch wie kommen die Erkenntnisse in die Praxis?
Die Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis will initiiert werden…
Die „Wisskomm Connected“ bringt Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen zusammen.
Der deutsche Thinktank Wissenschaft im Dialog (WiD) trug dem Rechnung mit der ersten Ausgabe dieser Konferenz in einem neuen Format.
Die Community ist begeistert und hofft schon auf eine zweite Edition.
Erwartungen an die Wissenschaft werden lauter
Im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wurde es zunehmend stiller während der Keynote von Dr. Elisabeth Hoffmann, Chief Communication Officer (Universität Köln). Thema war eine stetig lauter werdende Erwartung an die Wissenschaft.
Im Zuge zunehmender Demokratie-feindlicher Strömungen sei die Wissenschaft aufgefordert, demokratische Denkweisen zu unterstützen. Hoffmann seziert diese Forderung und spart nicht mit Selbstkritik an der eigenen Community:
Was genau ist damit gemeint?
- Reicht es aus, Demokratie implizit durch Dialog-Bereitschaft zu unterstützen?
- Wer im Wissenschaftsbetrieb soll für diese Rolle zuständig sein?
- Wissenschaftler:innen? Wissenschaftskommunikator:innen? Die Führungsebene?
- Und: Bewegen wir uns nicht immer noch ausschließlich in unserer akademischen Blase?
Mein Eindruck: Die Diskussion um den Beitrag, den Wissenschaft zur Stabilisierung unserer Demokratie beitragen kann, wird uns weiter beschäftigen.
Christoph Markschies und seine Mitstreiter gehen mit gutem Beispiel voran. 1
Der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stellt sich gewohnt humorig auf Marktplätzen den Fragen der Bürger:innen. Wie alle Wissenschaftler:innen vor und nach ihm bewertet er die Interaktionen als gewinnbringend.
Thema: Evaluation
Die Evaluation macht meiner Beobachtung nach große Fortschritte. Endlich! Wie schon lange von mir und anderen gefordert. Weg vom eindimensionalen Köpfe-zählen hin zu qualitativer Evaluation.
Dieser Erfolg geht nicht zuletzt auf die unermüdliche Aufklärungsarbeit der ImpactUnit zurück.
Wissenschaft als Instrument der Demokratie-Unterstützung und strategische Evaluation sind immer noch relative neue Themen für die Kommunikator:Innen.
Was mir auffällt:
Die Aha-Momente von Teilnehmenden auf Konferenzen zur Wissenschafts-Kommikation sind seit vielen Jahren die gleichen. Hier eine Auswahl aus meinen Notizen:
„Wir erreichen nur die, die ohnehin zu uns kommen.“
„Wissenschaftler:innen haben Nachteile davon, sich in der Wissenschaftskommunikation zu engagieren.“
„Wir bewegen uns in unserer Bubble. Wir müssen raus!“
„Spannender Ansatz, die Leute erst einmal zu fragen, was sie interessiert.“
„Es geht um mehr als Fakten. Die allein überzeugen nicht.“
Im letzten Zitat erkenne ich eine Parallele zwischen der andauernden Diskussion zum Un-(Sinn) des DefizitModells und der Wirkung von partizipativen Formaten.
Ein Format an sich ist kein Garant für Wirkung. Die Intention umso mehr. Bürger:innen haben eine feine Antenne dafür, ob „Pseudo-Beteiligung“ im Spiel ist. Das zeigen vorläufige Ergebnisse der europäischen Studie POIESIS2:
Fühle ich mich benutzt, steige ich aus.
Ich persönlich plädiere dafür anzuerkennen, dass Bürger:innen Expert:Innen in ihrem Beruf sind und Lernende auf unzähligen anderen Gebieten. Genauso wie Wissenschaftler:innen.
Mein Fazit:
Die Wisskomm Connected hält, was der Titel verspricht. Sie ist ein gelungenes Austauschformat für Wissenschaftler:Innen und Kommunikator:Innen. Ich freue mich auf die zweite Edition!
Foto: Emilia Miller
1Wissenschaft & Ich: https://www.akademienunion.de/presse/nachricht/wissenschaft-und-ich-nachbericht
2POIESIS-Projekt: https://poiesis-project.eu/